Geschichte des Bochumer Bergmannsgottesdienst

Der im Jahre 1998 erstmals durchgefĂŒhrte Bergmannsgottesdienst erfreut sich stĂ€ndig wachsender Beliebtheit; die nachfolgende Aufstellung belegt das große Interesse (nicht nur) der nordrhein-westfĂ€lischen Berg- und Knappenvereine, um in der Vorweihnachtszeit und in zeitlicher NĂ€he zum Barbaratag gemeinsam ein Bergfest zu feiern. Damit kann das Ziel als erreicht angesehen werden, in der einst grĂ¶ĂŸten Bergbaustadt Europas und im „Herzen des Reviers“ mit tatkrĂ€ftiger Hilfe und UnterstĂŒtzung des Landesverbandes Berg- und Knappenvereine Nordrhein-Westfalen e. V., Bochum, die Tradition eines regionalen Knappentages und das DBM als dessen Zentrum (wieder)eingefĂŒhrt zu haben.

1998 34 Vereine 1 Spielmannszug 412 Teilnehmer
1999 40 Vereine 4 SpielmannszĂŒge 482 Teilnehmer
2000 42 Vereine 4 SpielmannszĂŒge 521 Teilnehmer
2001 45 Vereine 5 SpielmannszĂŒge 567 Teilnehmer
2002 45 Vereine 6 SpielmannszĂŒge 615 Teilnehmer
2003 47 Vereine 6 SpielmannszĂŒge 678 Teilnehmer
2004 38 Vereine 7 SpielmannszĂŒge 580 Teilnehmer
2005 41 Vereine 6 SpielmannszĂŒge 559 Teilnehmer
2006 40 Vereine 5 SpielmannszĂŒge 584 Teilnehmer
2007 45 Vereine 5 SpielmannszĂŒge 619 Teilnehmer
2008 41 Vereine 5 SpielmannszĂŒge 612 Teilnehmer
2010 39 Vereine 5 SpielmannszĂŒge 520 Teilnehmer

Die Abordnungen der Knappenvereine – und auch von Vereinen der Katholischen Arbeiter-Bewegung (KAB) – versammeln sich zunĂ€chst ab 16:00 Uhr im DBM, lassen sich in der eigens eingerichteten „Schichtmeisterei“ verzeichnen und nahmen gegen 18:00 Uhr auf dem Europaplatz vor dem Museum Aufstellung, um anschließend – begleitet von fĂŒnf SpielmannszĂŒgen und ReprĂ€sentanten aus dem öffentlichen Leben an der Spitze (darunter die Bochumer OberbĂŒrgermeisterin Dr. Ottilie Scholz) zur Katholischen Propsteikirche St. Peter-und-Paul als der Bochumer Hauptkirche ins Zentrum der Revierstadt zu marschieren. Die in Tracht gekleideten Knappen tragen brennendes Geleucht, die mitgefĂŒhrten Traditionsfahnen verleihen dem etwa 500 m langen Zug, der von PolizeikrĂ€ften durch die wegen des Weihnachtseinkaufs geschmĂŒckte und illuminierte Innenstadt auf fĂŒr den Individualverkehr gesperrten Straßen begleitet wurde, ein prĂ€chtiges Bild. Wiederum zieht die Bergparade ĂŒber den neu gestalteten „Bochumer Boulevard“: Die im Rahmen des Knappentages veranstaltete Bergparade gilt als die grĂ¶ĂŸte in Nordrhein-Westfalen.

In der Propsteikirche werden unter großer Anteilnahme der Bevölkerung ein bewegender ökumenischer Gottesdienst mit gemeinsamem Singen, Beten und Sprechen von FĂŒrbitten gehalten. Das Werksorchester des Bergwerks „Consolidation“ aus Gelsenkirchen begleitet die Kirchschicht, als Chor sangen in der Propsteikirche Vereine wie der MGV Glocke 1897 Bochum – Langendreer, der MGV „Concordia“ des Bergwerks Lohberg aus Dinslaken.
Nach dem RĂŒckmarsch der Bergknappen zum Museum klingt der Bochumer Knappentag im DBM mit einem geselligen Beisammensein aus.

Der Bochumer Knappentag ist ein wesentlicher Teil des vom DBM gepflegten bergmĂ€nnischen Brauchtums und der Traditionspflege und geht auf eine Anregung des DBM zurĂŒck. Der Knappentag wird immer am Freitag nach dem vorausgegangenen Barbara-Tag, der am 04. Dezember eines jeden Jahres gefeiert wird, abgehalten. An diesem Tag gedenken die Bergleute der Heiligen Barbara – ihrer Schutzpatronin.
Sie ist zugleich auch eine der 14 Nothelfer der katholischen Glaubenswelt, die besonders zum Schutz vor jÀhem Tod und als Beistand der Sterbenden angerufen werden.
Die mittelalterliche Verehrung belegen Barbaraspiele ebenso wie weit verbreitete kĂŒnstlerische Darstellungen der Heiligen Barbara – meist mit Attributen wie Turm und Kelch, aber auch mit SchlĂ€gel, Fackel, Schwert als Marterinstrumente, spĂ€ter auch mit BergmannsgezĂ€he und sogar mit Kanonenkugeln. Seit dem 14. Jahrhundert wurden die Bergbaureviere in Sachsen, Schlesien und Böhmen besondere Kultlandschaften der Heiligen Barbara; die Verehrung in den Alpen, mit Ausnahme in Tirol, stammt ĂŒberwiegend aus der Gegenreformation des 17. und 18. Jahrhunderts. Heute gilt die Heilige Barbara in der gesamten „Bergbau-Welt“ als Schutzpatronin der Bergleute.
Um die MĂ€rtyrerin rankt sich ein reiches Brauchtum. Besonders bekannt und verbreitet ist die Sitte, am Barbaratag einen Zweig von einem Kirschbaum zu schneiden und in das Zimmer zu stellen. BlĂŒht der Zweig am Weihnachtsfest, so wird dies als gutes Zeichen fĂŒr die Zukunft gewertet. Dieses Brauchtum soll auf Barbaras Gefangenschaft zurĂŒckgehen: Sie soll einen verdorrten Kirschbaumzweig mit Tropfen aus ihrem Becher benetzt haben; in den letzten Tagen ihres Lebens fand sie Trost darin, dass der Zweig in ihrem GefĂ€ngnis geblĂŒht habe.
Die Bergleute begingen frĂŒher den 4. Dezember als Feiertag mit Hochamt und festlichem Mahl: Bergmanns-Kapellen in Knappentracht begleiteten den Tag. Die Knappen im Bergwerk erhielten am Barbaratag das vor Unheil schĂŒtzende „Barbaralicht“ und ließen dies vor dem Stollen brennen. Noch heute wird bei einigen Bergwerken, Geologischen LandesĂ€mtern und in geologischen Instituten Anfang Dezember eine Barbarafeier abgehalten, im Rheinland war die Heilige Barbara die Begleiterin des Nikolaus und bescherte die Kinder.

GlĂŒckauf.